0132 - 24.08.2024 - Wüste Väter 60

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Kommentare: 3
  • #1

    C. (Samstag, 24 August 2024 20:05)

    Der zweite Text ist sicher nicht politisch korrekt - wird doch ein Dämon oder "der Teufel" hier als "schwarzer Äthiopier" personifiziert (was die WüVäs häufiger taten). Müsste eigentlich in der deutschen Version umgeschrieben werden. Wer sagt beim Ministerium für Sprachhygiene Bescheid? ^^

    Aber Geblödel beiseite: Eigentlich interessant ist, dass der Schüler, der Mönch werden wollte, sich nach dem, wie wir Verhalten definieren, auch am dritten Tag präzise an die Vorgaben seines Greises hielt. Er wurde lediglich "überdrüssig" und SAGTE: »Warum hat mir der Alte so verordnet?« Das genügte offenbar schon als Verstoß gegen die Worte des Alten.

    Wir wissen alle, was gemeint ist.

  • #2

    Diana (Sonntag, 25 August 2024 10:08)

    zum 2. Text:
    Danke für Deinen Kommentar, Clemens.

    Mich verwirrte die Geschichte etwas, wenigstens hat sich das mit dem „schwarzen Äthiopier“ schon einmal geklärt :-). Hier meine Ideen zur Geschichte und zu Deinen Ausführungen.

    Der angehende Mönch war jahrelang als Schüler sehr gehorsam und wollte aufgrund einer Versuchung Mönch werden. Wäre interessant zu wissen, was da passiert ist. Die Situation kann bei dem damaligen Schüler also zu einer Klärung seiner Ausrichtung und zu dem verfestigten Wunsch geführt haben, sein Leben noch mehr Gott zu widmen. Oder es war eine Flucht nach vorne, ein Schritt, der noch nicht ausreichend von gewachsener Erfahrung getragen war. Muss aber nicht unbedingt schlecht sein.

    Als Schüler ist Gehorsam sehr wichtig. Es geht ja darum, etwas Neues zu lernen, eine bestimmte Ausrichtung und Haltung zu finden und diese einzuüben. Und das kann man nur, indem man die Anweisungen des Lehrers erst einmal befolgt und so durch die eigenen Erfahrungen prüft. Das kann natürlich lange dauern, bis man erkennt, ob die Anweisungen des Lehrers hilfreich waren oder nicht. Hier ist also erst einmal Vertrauen dem Lehrer gegenüber erforderlich. Als Schüler bindet man sich noch nicht so stark an ein System oder Richtung, theoretisch könnte man sich auch jederzeit einen anderen Lehrer suchen. Als Mönch ist das anders. Zwar bleibt Gehorsam weiterhin sehr wichtig, aber die Entscheidung, Ausrichtung und innere Struktur muss stabiler und klarer sein, wenn man allein in einer Klause ein gottgefälliges Leben führen will.
    Ich vermute, dem angehenden Mönch war einfach die Tragweite seiner Entscheidung und was es wirklich bedeutet, Mönch zu sein, nicht klar. Wie herausfordernd und anspruchsvoll es ist, in Eigenregie in Gehorsam dem Lehrer, der Gemeinschaft, letztlich Gott gegenüber zu leben, fern der normalen Gesellschaft. Das ist aber meines Erachtens kein Verstoß, sondern die beschriebene Situation war eine Lernerfahrung, die der Altvater mit vertieften Ausführungen zum Mönchsleben unterstützte. Und der angehende Mönch wurde bald ein vortrefflicher Mönch, das heißt, er hat diesen Schritt gut gemeistert.

    Wenn es einen Verstoß gibt, dann vielleicht den, dass der angehende Mönch nicht nur in Gedanken den Anweisungen des Altvaters überdrüssig und ungehorsam geworden ist, sondern dies auch ausgesprochen und damit in die Welt gebracht hat. Ein Wort hat, auch wenn es hier „nur“ Gott und der angehende Mönch selbst gehört haben, eine weitreichendere Wirkung als ein Gedanke.

    Dieser beschriebenen Ablauf in der Geschichte ist wahrscheinlich etwas, das wir alle kennen: Wir finden bestimmte Dinge oder Vorhaben toll und erstrebenswert. Wenn wir diese dann aber anfangen umzusetzen, kommen wir an Stellen, wo unsere Motivation und Einstellung „kippen“, werden wir der Mühen, die eine reale Veränderung mit sich bringt, überdrüssig. Meist ist das an der Stelle, wo wir realisieren, dass Dinge sich nicht einfach umsetzen lassen, weil wir mit inneren und äußeren Hürden konfrontiert sind. Das muss nichts Großes sein, oft sind es einfach nur Gewohnheitsmuster, wo wir umlernen und andere Muster erlernen müssen. "Einfach nur“ ist leicht gesagt, weil unsere AP uns an vielen Stellen mit seinen Launen und Trotz wie ein verzogenes und verwöhntes Kind fest im Griff hat. Dann ist die Gefahr groß, hinzuschmeißen und sich einzureden, dass das vorher erstrebte Ziel doch nicht so toll, wichtig, lohnenswert etc. war.
    Ich vermute, dass der angehende Mönch auf einen „Psycho“ reingefallen ist, den ihm die widerwillige und überdrüssige AP vorgespielt hat, als er im Bett den „schwarzen Äthiopier“ sah. So durfte er seiner Klause entfliehen. Psychoanalytisch gedeutet könnte man darin auch die Konfrontation mit inneren Dämonen, Begierden, sexuellen Impulsen verstehen, die nun unabgelenkt hochkommen und einen schon sehr verunsichern können, wenn man diese nicht einordnen kann. Wenn ungewöhnlicherweise plötzlich viel Raum da ist, den wir nicht mehr mit äußeren Dingen füllen (können), was in einem Kellion naturgemäß schwer ist, neigt unsere AP dazu, diese zu füllen. Und das können neben Gedanken und Emotionen auch Sorgen, Ängste, Bilder Halluzinationen, aber natürlich auch vielfältigste Impulse der animalischen Ebene sein.

    Das Wort „Überdruss“ gibt das bezüglich seiner etymologischen Bedeutungen auch her: "Ärger bereiten, missmutig machen, drängen, treiben, ermüden, etwas satt haben“. Wir sehen hier den Aspekt enthalten, wo unsere Motivation, Entscheidung und Ausrichtung geprüft wird, d.h. die Frage wie sehr wollen wir etwas wirklich oder wie schnell geben wir es auf. Wie viel sind wir bereit auszuhalten, in Kauf zu nehmen, um unser Ziel zu erreichen. Und wir sind konfrontiert, die uns treibenden und drängenden Gewohnheitsmuster der AP, ihre Widerstände und Besonderheiten beim Erlernen neuer, heilsamerer Muster zu meistern.

  • #3

    Ruth Finder (Sonntag, 25 August 2024 15:04)

    Heute bei Signal von C.: "Wenn man bei der Tugend die freiwillige Betätigung aufhebt, so hebt man auch ihr Wesen auf." (Origenes)

    Das tat der Schüler in Gedanken und in Wort: Er hat letzendlich seinem Unwillen kundgetan. Deswegen die Schelte.