0158 - 21.09.2024 - Wüste Väter 67

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Kommentare: 2
  • #1

    Ruth Finder (Montag, 23 September 2024 20:43)

    Der letzte Spruch "schreit" doch nach einwenig Aufklärung...

  • #2

    Diana (Mittwoch, 25 September 2024 07:01)

    Danke für die Herausforderung, Ruth :-).

    Ich verstehe das bisher so, dass spirituelle Entwicklung heißt, uns selbst zu vergessen. Welches Selbst sollen wir vergessen? Unser egoistisches Selbst mit seinen Anhaftungen, Wünschen, all den zahllosen Bedürfnisse und Aversionen, kurz gesagt, alles, was eine gewöhnliche, nicht sehr weit entwickelte Persönlichkeit (AP, Ego) ausmacht. Selbst-Vergessenheit zu erlangen ist ein langer Weg und etwas gänzlich anderes als unbewusst sein. Zu Beginn unserer Entwicklung wissen wir nicht, wer wir sind (fehlendes Bewusstsein und Erkennen). Die inkarnierten Wesenheiten, wir, werden gehüllt in Schichten von Materie und Körpern unterschiedlicher Konsistenz. In diesen dicken Kleidern fangen wir an zu gehen und herauszufinden, wer wir sind und warum wir da sind. So sind wir eigentlich ziemlich weit getrennt von dem, wer und was wir sind, auch wenn wir es, gut verpackt, immer in uns herumtragen. So häufen wir noch mehr über unsere Wesenheit an und diese Schichten, Hüllen, Körper etc. verstehen wir in der Verwechslung als unser Ich. ICH will immer etwas oder will etwas nicht, und darum beten wir. Beten nicht nur verstanden als religiöser Akt oder Gespräch mit Gott, sondern als Ausdruck, wie wir insgesamt leben. Wie bewusst oder unbewusst, wie heilsam oder unheilsam wir unserem Leben und Willen Ausdruck geben. Im Zuge der Ent-Wicklungsarbeit (erkennen, ablegen) schält sich für uns immer mehr heraus, wer wir wirklich sind. Und trotzdem verwechseln wir uns im laufenden Betrieb immer wieder mit unseren Hüllen und aktuellem So-Sein.

    Unser Selbst zu vergessen bedeutet einerseits, uns immer weniger mit unseren materiellen Formen und Bürden zu verwechseln, aber auch, immer weniger Bürden und Kleider anzuhäufen und zu tragen. Wir werden feiner, vergeistigter, innerlicher, leichter. Wir bestehen nicht mehr darauf, etwas sein zu wollen oder zu müssen. Unser Wollen, Wünschen und Wirken wird modifiziert und auf höhere Ziele ausgerichtet. Wir lernen Sein und Existenz zu unterscheiden. Wir gebrauchen unser Selbst als Entwicklungsgefährt für unser Wahres Selbst, um uns aus der Bindung und Enge der Materie heraus in geistigere, realere Welten zu entwickeln. Wir erfahren uns zunehmend als etwas (materiell) Substanzlosen, werden aber zu (geistigen) Schwergewichtern, weil wir uns immer mehr in die uns umgebende, tragende, absolute Welt hinein entwickeln und entfalten. Wir werden immer mehr bewusst wir selbst, unser wahres und göttliches Selbst. Und das Gewicht und die Menge unserer gesammelten Erfahrungen befördern uns wie ein Seilzug sukzessive nach oben. Bergwerker unter Tage, die anfangen, geblendet ins Licht zu schauen, wenn sie aus ihren Stollen herauskommen.

    Unser Gebet frei von uns selbst bedeutet, es nicht mit unserem materiellen und egoistischen Ballast zu beschweren, sondern es NUR an und auf Gott hin auszurichten. Wenn wir unsere Befreiung so sehr wünschen wie die Luft, die wir einatmen, haben wir einen guten Ausgangspunkt. Das muss dann aber von uns auf dem Entwicklungsweg individuell erarbeitet und in den Ausdruck gebracht werden, um göttliche Vollkommenheit zu erreichen (Weg-Arbeit).

    Wir können vollkommen beten, wenn wir die Vielheit in uns überwinden und in uns eins werden, unsere Vollkommenheit wieder gefunden haben. Vollkommenheit bedeutet absolutes Sein im Kleinen und volle Erkenntnis auf Basis eines zurückgelegten Weges. Das braucht Gott vermutlich nicht, wir aber schon.

    Wenn ich noch weiß, worum ich bete, gibt es noch ein ICH, das mir den Weg zu Gott verstellt. Wahres, vollkommenes Gebet bedeutet: „Gott, DEIN Wille geschehe“. Wir sind dann nichts, aber alles. Wir sind leer, aber erfüllt.