Jonas schrieb:
Gottesgegenwart ist etwas, das mich ebenfalls bewegt und mein Leben in immer stärkerem Ausmaß prägt. Es ist schwer zu beschreiben, da es sich für mich in seiner Qualität und Intensität, so
wie ich es erlebe, nicht immer gleich anfühlt.
Die persönliche Hölle ist für mich dann da, wenn man - nachdem man es gewohnt war - den Zugang dazu verloren hat, beispielsweise durch extreme äußere Umstände. Auch die Bibelstelle
Mt.27,46:46 würde ich dahingehend deuten: "Eli, Eli, lema sabachtami? - Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?
Auch wenn es für mich schwierig ist, Gottesgegenwart und das, was diese in mir bewirkt, in Worte zu fassen, würde ich es in einer Annäherung mit folgenden Worten beschreiben:
Behütet sein, geborgen sein, verankert sein, Sicherheit, Verbundenheit, absolutes Vertrauen
Freude, Fülle, Liebe, Sehnsucht nach Einheit
Innere Ruhe, in der Mitte sein, ausgeglichen sein, Hingabe an das, was ist; geführt werden
Bedingungslos geliebt werden, angenommen sein, Vergebung, vollständig sein, Dankbarkeit, auch für ganz kleinen Dinge
Wie empfindet ihr es?
Dazu passend:
„Jesus sprach: Das Reich Gottes ist in dir und um dich herum, nicht in (prachtvollen) Gebäuden aus Holz und Stein. Spalte ein Stück Holz und ich bin da. Hebe einen Stein auf und du wirst mich
finden“. (Stigmata, Film 1999)
(1) Jesus sah kleine (Kinder), die gestillt wurden. (2) Er sprach zu seinen Jüngern: „Diese Kleinen, die gestillt werden, gleichen denen, die in das Königreich eingehen.“ (EvTom NHC II Logion
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C. (Donnerstag, 24 Oktober 2024 18:41)
Ich stimme Jonas bezüglich der "Empfindungen" ganz zu. Die Liste scheint mir sogar ziemlich vollständig. Es gibt für mich bei der Gottesgegenwart aber auch noch ein Element, dass für mich sehr schwer zu fassen ist. Empfinden wäre für mich duale Funktion. Wie Denken. Eine ganzheitliche Einschwingung haben wir schon häufiger als Groken bezeichnet. Auch das ist eigentlich zu schwach... Ich versuche das schon eine Weile auszuloten. Von der Meditatio zur Contemplatio überzugehen, klappt bei dem Thema natürlich sehr gut. Es hapert aber bei der Rückübersetzung. Daran möchte ich hier gerne etwas arbeiten - obwohl sich die Arbeit bisher kaum in getippten Worten niederschlägt. ^^
C. (Donnerstag, 24 Oktober 2024 18:45)
Ganz gut gefasst in: "Was vorher dünn und schmal, ist plötzlich sehr nützlich." Wenn man auch die umgekehrte Richtung sieht (die Rückübersetzung/Vermittlung). Dann wird das plötzlich sehr Nützliche nämlich leider wieder dünn und schmal.
Jonas (Sonntag, 27 Oktober 2024 17:02)
- "Von der Meditatio zur Contemplatio" und wieder zurück. Ja, es ist unglaublich schwierig, auf höherer, formloser Ebene erkannte "Dinge" (Wahrheiten) zurück in die Trennungswelten zu bringen, sie in Formen/Worte zu kleiden. Es ist ein sehr schwieriges Unterfangen, wobei die Lyrik hier durch die Verwendung von Bildern noch gewisse Möglichkeiten bietet.
Als AP sind wir in der Dualität gefangen, sowohl im Denken als auch im Empfinden, da bin ich ganz bei Dir, Clemens. Als höheres Selbst (exakter im Seelen-Selbstgewahrsein) sind wir jedoch dualitätsfrei in ununterbrochener Kontemplation, in permanenter Versenkung im Göttlichen.
Wenn man sich im täglichen, dualitätsgeprägten Leben, dieser Verbindung auf HS-Ebene gewahr wird und sich danach bewusstseinsmäßig ausrichtet, tritt man meiner Ansicht nach in die Gottesgegenwart ein. Gemeinsam mit den aufgezählten, empfindungsmäßigen Folgen.
Daskalos formulierte es als Ziel, sich dieser göttlichen Verbindung in uns permanent gewahr zu sein und als Alltagspersönlichkeit - darauf ausgerichtet - aus dieser Verbindung heraus zu leben.
Er nannte die vollständige, bewusstseinsmäßige Angleichung unserer gereinigten AP an das Seelen-Sebstgewahrsein "Selbstverwirklichung". Man könnte es auch als dauerhaftes Leben in Gottes Gegenwart bezeichnen.
Diana (Sonntag, 03 November 2024 14:46)
Ich kann mich Euren Ausführungen, Jonas und Clemens, nur anschließen, vielen Dank für die gut gelöste schwierige Aufgabe, das irgendwie in Worte zu bringen.
Ergänzend zu Deiner Aufzählung, Jonas, die das sehr gut beschreibt, würde ich noch folgendes sehen, wie Gottesgegenwart IST bzw. für uns Kleinen spürbar/wahrnehmbar ist. Und es wird vermutlich individuell auch etwas variieren, was im Erleben erst einmal im Vordergrund steht. Es ist Sein im göttliche Sein, wie Er sein, aber im ganz, ganz, ganz.... Kleinen.
Weitere/ergänzende Aspekte der Gottesgegenwart:
"Heil/heil": sowohl gesund (frei von Leiden) als auch die Nähe zu geheiligt, heilig, geheilt, heilend, Heil verströmend und Heil bringend. Dem Heilbringenden (Gott) ganz nahe zu sein.
„ganz“: die Zersplitterung des Egos und der Welt überwunden habend; in Gänze von Gott durchdrungen zu sein; den (einen) Entwicklungszyklus ganz vollzogen haben; ganz in und mit Gott zu sein;
"Fülle": alles sein und tun zu können als im Lichte Gottes Stehender und Wirkender; Durchdrungen zu sein und durchdrungen werden zu können;
"vollkommene innere Ruhe": verweist auf ganz und heil (vollkommen), "innere Ruhe" als Grundzustand, der nicht von weltlichen Belangen tangiert und gestört wird (aber in voller Wahrnehmung der Welt); in der Lage sein, sich nach innen/oben „zurückzuziehen“, ohne dass es ein Rückzug ist;
"Ruhe" verweist auf den Zustand, von dem aus alles möglich ist, jegliche Richtung, jegliche Zeit, jegliche Form, jegliche Reaktion, alles ist gleich fern/nah;
"innen" verweist auf volles Gewahrsein der Verbindung Gottes in sich (die Wahrheit erkannt haben, in uns wahr, d.h. absolut gesehen, real sein); den Kern, das Zentrum erreicht zu haben, auf den Punkt zu kommen (göttliche Verbindung in uns); in unserer Kraft und Mitte zu sein;
"Eins-Sein": in uns geeint und mit Gott vereinigt sein; eins sein (mit/in sich und mit Gott) und gleichzeitig zwei sein zu können
"Freude": umfassende, reine Freude, die alle anderen göttlichen Qualitäten durchdringt, z.B. Schaffensfreude, Lebensfreude, freudvolle geistige Fruchtbarkeit, ein freudvoller Kanal Gottes zu sein
"Freiheit": frei sein, das tun und lassen zu können, was erforderlich ist; frei sein, sich in alle Richtungen und auf alles hin bewegen zu können mit unverstörbarer Ruhe und Gelassenheit; frei sein, alles zu erkennen; frei sein, seine Mittel nach den jeweiligen Anforderungen einsetzen zu können
"Liebe": alles und jeden zu lieben, mit der gleichen gütigen, unerschöpflichen, allumfassenden, freilassenden, großmütigen und heilenden Liebe
"Verstehen/Verständnis": alle Geschöpfe und Prozesse anzunehmen als das, was sie sind; sie so sehen und so sein lassen zu können, wie sie sind, aber sie trotzdem umfassend, klar, mit Liebe, Güte und Mitgefühl sehen zu können