Das sechste Erleuchtungsglied wird als Sammlung oder auch als Konzentration bezeichnet. Wir kennen in dem Zusammenhang den Begriff der Einspitzigkeit z. B. in Verbindung mit der Konzentration auf den Atem. Ziel ist dabei die Überwindung des Geisteszustandes, in dem wir uns mit "den vielen Dingen" beschäftigen - mit den Dingen der Welt außen und wie wir zu ihnen stehen. Oder mit "den vielen "Dingen in uns und wie wir die Welt außen zu ihnen stellen.
Meiner Ansicht nach muss nach der Sammlung bzw. Konzentration ein darüber hinausgehendes Überwinden der Fokussierung stattfinden, denn eigentlich ist sie eine freiwillige und sicher im Reifungsprozess des Geistes notwendige Beschränkung/Reduzierung.
Wie allerdings der Schritt von der Einspitzigkeit in die sogenannte Nullspitzigkeit stattzufinden hat, lässt sich nicht in einfache Worte fassen. Methodisch kann man vielleicht sagen, dass man sich so lange beispielsweise auf seinen Atem konzentriert, bis man von allen AP-Regungen abgesehen hat, um dann auch von der Konzentration auf den Atem abzusehen und die Aufmerksamkeit dann zu weiten (oder "loszulassen"), ohne erneut ins Ergreifen der (Sinnes-)Eindrücke zurückzufallen. Wann der Zeitpunkt dafür reif ist, lässt sich schwer bestimmen. Es ist wohl anfangs mehr etwas, was geschieht. Vielleicht nur für Augenblicke, bevor die AP wieder anfängt zu rattern. Dann kehrt man wieder zur Sammlung/Konzentration zurück.
Der fortgeschrittene Praktiker erlebt dann irgendwann auch anhaltendere Zustände der Nicht-Getrenntheit - auch im normalen Tagesgeschehen - denn Nicht-Getrenntheit entsteht, wenn wir im Inneren "leer" sind. Frei von Wollen, Werten etc. Leer allerdings in Anführungsstrichen, weil wir natürlich nicht wirklich leer sind. Wir sind nicht leer von uns selbst. Unseren "Wertekanon", unseren Entwicklungsstatus, unseren spirituellen Background verlieren wir in diesem Leersein nicht. Insofern ist unser ungetrenntes Sein in der Welt (vorerst und wahrscheinlich recht dauerhaft) nicht ungefärbt.
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